Nur eine Liste

Jedes Jahr kurz vor dem großen Ball taucht in der Mount Washington Highschool eine dubiose Liste auf, die bei den Schülern inzwischen Kultstatus erreicht hat. Der oder die anonymen Verfasser benennen darauf für jede der vier Jahrgangsstufen das hübscheste und das hässlichste Mädchen. Aus der Perspektive der acht aktuell Auserwählten erzählt die amerikanische Autorin, welche Folgen diese gnadenlose und nur auf Äußerlichkeiten beruhende Beurteilung für die jungen Mädchen hat. Keine der auf solch perfide Art aus der Menge herausgehobenen Schülerinnen kommt ohne Verletzungen davon. Sie alle verlieren durch die öffentliche Zurschaustellung vermeintlicher Vorzüge und Schwächen einen Teil ihres Selbstbestimmungsrechts. Während z.B. Lauren, die Neue, von ihrer plötzlichen Beliebtheit völlig überrascht wird und nie weiß, wie ernst sie die Zuneigungsbekundungen ihrer vielen neuen Freundinnen nehmen darf, fällt Bridget, die ihre Essstörung überwinden wollte, durch den Zuspruch für ihr Äußeres in altes Suchtverhalten zurück. Die Woche vor dem Schulball wird für alle Beteiligten zu einer Bewährungsprobe, und auch wenn die neue Schulleiterin dem bösen Treiben um die Rankingliste ein Ende machen möchte, lassen sich die Folgen des Mobbings natürlich nicht mehr rückgängig machen. - Junge Menschen wollen akzeptiert werden und dazugehören. Dass Selbstachtung, ein stabiles Selbstbewusstsein, Empathie und die Pflege ehrlicher Freundschaften zur Erreichung dieses Ziels wichtiger sind als die Fixierung auf Äußerlichkeiten, vermittelt die amerikanische Autorin durch ihre vielen authentisch wirkenden Blickwinkel auf ganz unaufdringliche Weise. Und auch wenn diese Perspektiven nicht alle gleich überzeugend gestaltet sind und die Autorin das eine oder andere Klischee nicht gänzlich vermeidet, so bietet der engagierte Jugendroman doch viel Stoff zum Nachdenken. (Übers.: Claudia Max)