Der einhändige Briefträger oder ein Herbst, ein Winter, ein Frühling
Die 1928 in Ostböhmen geborene Autorin erzählt vom Schicksal des 17-jährigen Johann Portner, der, seit er im Krieg seinen linken Arm eingebüßt hat, nur noch als Briefträger verwendbar ist. Doch so gern Johann in diesem letzten Kriegsjahr 1944/45 in seinem weitläufigen Zustellbezirk im Böhmischen unterwegs ist, so sehr fürchtet er die Aushändigung der "schwarzen Feldpostbriefe", deren Anzahl bis zum Ende des Krieges immer mehr zunimmt. Auf ihn warten alle mit Hoffen und Bangen. Er kennt alle Bewohner der Dörfer seines Bezirks, versucht zu trösten und zu helfen. Einer schwangeren Frau verheimlicht er bis nach der Geburt ihrer Zwillinge den Tod ihres Mannes. Eine verwirrte alte Frau vertröstet er jeden Tag aufs Neue, dass ihr längst gefallener Enkel bald heimkommen werde. Dass sie ihn am Ende gar für ihren eigenen Enkel hält, wird ihm schließlich zum Verhängnis. - Sehr anschaulich schildert die Autorin in atmosphärisch dichten Bildern das dörfliche Lebensumfeld, Distanz, Mitläufertum und begeisterte Zustimmung zum Regime, die materielle Not der in großer Zahl Zuflucht suchenden Flüchtlinge, das Schicksal von Zwangsarbeitern und wie sich die Kriegsereignisse in diesen Monaten auch im privaten Leben der bäuerlichen Familien niederschlagen. Ein packender, sehr realitätsnaher empfehlenswerter Jugendroman.
Der einhändige Briefträger oder ein Herbst, ein Winter, ein Frühling
Gudrun Pausewang
Ravensburger Buchverl. (2015)
190 S. : Ill.
fest geb.