Fort, nichts wie fort

Die Verfasserin hat zehn Frauen, alle an die 90 Jahre alt, erzählen lassen, wie sie vor 75 Jahren als Flüchtlinge oder Vertriebene Schlimmes erlebten, welche Ängste sie ausstanden, schließlich doch überlebten und eine neue Heimat fanden. Durch Fort, nichts wie fort die geschickte Auswahl der Beispiele gewinnen die Leserinnen und Leser eine Vorstellung von den unterschiedlichen Situationen bei Flüchtlingen, Vertriebenen und erst nach dem Krieg Ausgewiesenen. Die Frauen berichten, wie sie vor der Katastrophe in Schlesien oder im Sudetenland lebten, und wie sie dann mit ihren Müttern, die Männer waren ja im Krieg oder in Gefangenschaft, und oft zahlreichen Geschwistern die unvorstellbaren Strapazen und Gefahren erlitten, schließlich die Schrecken des Krieges, zum Beispiel bei der Bombardierung Dresdens, äußerst knapp überlebten. Ungeschminkt werden die schrecklichen Erlebnisse wie Raub, Vergewaltigung und Mord genannt. Auf der anderen Seite sind auch Beispiele genannt, wie man auch unter Tschechen und Russen Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft erleben konnte. Interessant ist auch, dass die Tschechen zwar die Sudetendeutschen verachteten, die schlesischen Flüchtlinge als "Reichsdeutsche" aber eher akzeptierten. Das Buch ist ein wertvoller Bericht von Zeitzeuginnen und kann das Wissen um ein besonders problematisches Kapitel unserer Geschichte bereichern.

Hans Niedermayer

Hans Niedermayer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Fort, nichts wie fort

Fort, nichts wie fort

Viktoria Schwenger
rosenheimer (2020)

231 Seiten : Illustrationen
fest geb.

MedienNr.: 946597
ISBN 978-3-475-54857-4
9783475548574
ca. 14,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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