Schoßgebete

Die Ich-Erzählerin Elisabeth geht dreimal in der Woche sie zur Therapeutin, um ein traumatisches Erlebnis zu verarbeiten: Auf dem Weg zu ihrer Hochzeit sind ihre drei Brüder tödlich verunglückt. Auch ihre anderen Probleme lädt sie dort ab: ihren Brustkomplex und ihre Sorge, ihre Ehe könnte nicht ewig halten. Von all dem berichtet sie in einem langen Monolog. Um die Erinnerung an den Unfall zu verdrängen, ist sie hyperaktiv, findet keine Ruhe und lenkt sich am besten mit hartem Sex ab. Nur dann fühlt sie sich völlig frei. Ihr Mann Georg erträgt ihre Verrücktheiten mit einer nahezu übermenschlichen Nachsicht. Elizabeth zeigt ein fast zwanghaftes Verhalten mit ihren Ängsten, dem Kontrollwahn, dem fehlenden Selbstwertgefühl, ihrem fanatischen Engagement für Umweltschutz und Vegetarismus und der immanenten Todessehnsucht. - Wie in "Feuchtgebiete" provoziert die Autorin mit ihrer obszönen Sprache, ihren detaillierten Schilderungen des Geschlechtsverkehrs inklusive Sex zu dritt mit einer Prostituierten. Zwischendrin beschreibt sie aber durchaus gekonnt eine Beziehung, in der die Frau ständig Angst hat, der Partner könne sie verlassen. Um das zu verhindern, ist sie zu allem bereit - außer von ihren Phobien abzulassen. Auch diese durch ein traumatisches Erlebnis hervorgerufenen Phobien sind eindringlich beschrieben, handelt es sich doch um wahre Ereignisse im Leben der Autorin; auch ihre Auseinandersetzung mit dem Feminismus ist amüsant zu lesen. Dennoch stört auch hier der Infantilismus der Ich-Erzählerin, die keinerlei Entwicklung oder gar Besserung aufzeigt und die von ihren Obsessionen und dem Kreisen um ihre Probleme nur beim Sex ablässt. Auf die Länge ist die pornografische Sprache ermüdend, und es bleibt schaler Nachgeschmack, wie sprachlich locker und oft humorig ein persönliches Familiendrama abgehandelt wird. Ein Titel, auf den man verzichten kann.