Für eine kurze Zeit waren wir glücklich
Normalerweise verbringen der 13-jährige Frank und sein jüngerer Bruder Jake ihre Freizeit bei der Gartenarbeit für ihren Großvater, einem kalten Root Beer im örtlichen Drugstore oder an den Bahngleisen, die aus der Kleinstadt New Bremen in Minnesota hinausführen. Als Sohn des Pfarrers sind Frank Beerdigungen nicht fremd, doch als der junge Bobby vom Zug erfasst wird, berührt ihn dessen Schicksal auf besondere Weise. Nichts kann die Brüder jedoch auf das Verschwinden und den Tod ihrer älteren Schwester vorbereiten, der schnell als Gewaltverbrechen identifiziert wird. Zwischen der erdrückenden Trauer, die die Familie beinahe zerreißt, den Schuldgefühlen und der Spekulation über den Täter wird Frank erwachsen, obwohl oder gerade weil er die Ereignisse nicht vollständig begreifen kann. - Ein lesenswertes Gesellschaftsporträt, in dem das von traumatisierten Weltkriegsveteranen und konservativen Strukturen geprägte ländliche Amerika der 1960er die Kulisse für ein prägendes Familienschicksal bildet. Der Ich-Erzähler Frank berichtet im Rückblick von den Ereignissen des Sommers aus seiner damaligen Wahrnehmung und beleuchtet mit großer Nähe das komplexe Geflecht menschlicher Beziehungen in der Kleinstadt New Bremen. Sehr zu empfehlen! (Übers.: Tanja Handels)
Marlene Knörr
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Für eine kurze Zeit waren wir glücklich
William Kent Krueger
Piper (2019)
412 S.
fest geb.