Endlos leben
Die Midlife-Crisis hat bei einem zynischen Moderator einer online Talkshow - ein Alter Ego des Autors - übel zugeschlagen: "Ich fing an, das Alter zu hassen: das Vorzimmer zum Sarg. Ich hatte einen überbezahlten Job, eine hübsche zehnjährige Tochter, eine Wohnung über drei Etagen mitten in Paris und einen BMW Hybrid. Ich hatte es nicht sonderlich eilig, all diese Annehmlichkeiten zu verlieren." Die 10-jährige Tochter konfrontiert ihn mit der Frage, ob alle Menschen irgendwann sterben müssen und er fängt an, über die Unsterblichkeit nachzudenken. Zusammen mit ihr begibt sich der Erzähler auf eine Reise und lotet mit Experten die Frage nach der ewigen Jugend aus. Etliche der medizinisch-technischen Innovationen, von denen der Autor berichtet, sind bereits in der Entwicklung. Manches, wie der "Vampirismus" im Silicon Valley, wo aus Jugendlichen Blut für die Revitalisierung von Senioren gewonnen wird, ist zumindest plausibel erfunden. - Beigbeder, einer der bekanntesten französischen Autoren, provoziert mit diesen nicht sehr tiefgründigen, aber selbstironischen Überlegungen den Leser. Der Erzähler trägt viele Charakterzüge des Autors, nicht zuletzt die Eitelkeit eines von Erfolg und Herkunft verwöhnten Intellektuellen. Doch insgesamt wirkt dieser essayistische Text mit seinem kitschigen Schluss und der Erkenntnis, dass das Leben endlich ist und man sich auf die privaten Glücksgefühle konzentrieren muss, eher peinlich. Ein Buch, auf das Büchereien verzichten können. (Übers.: Julia Schoch)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Endlos leben
Frédéric Beigbeder
Piper (2018)
345 S.
fest geb.