Jahrhundertzeuge Ben Ferencz
Der Historiker Philipp Gut konnte für die packende Biografie dieser herausragenden Persönlichkeit auf autobiografische Aufzeichnungen, auf persönlich geführte Gespräche und auf das Privatarchiv im United States Holocaust Memorial Museum zurückgreifen. Ferencz, 1920 in Siebenbürgen geboren und - nach der Emigration der Familie 1921 wegen antisemitischer Anfeindungen - in New York aufgewachsen, erhält Stipendien für College und Universität (Harvard Law School) und schließt 1943 sein Jurastudium ab. Nach seinem Kriegseinsatz in Frankreich wird er als Jurist der neugegründeten Abteilung für Kriegsverbrechen zugeteilt, wo er die Ermittlungen in befreiten Konzentrationslagern leitet. Nach einem kurzen USA-Aufenthalt kehrt er 1946 zur juristischen Vorbereitung der Nürnberger Nachfolgeprozesse nach Deutschland zurück und entdeckt mit seiner Arbeitsgruppe ein umfangreiches Konvolut von Geheimberichten der SS über die mörderischen Aktivitäten der Einsatzgruppen. Mit 27 Jahren zum Chefankläger im "Einsatzgruppenprozess" ernannt, schreibt Ferencz durch die Einführung des Begriffs "Genozid" und seinen "Appell der Menschheit an das Gesetz" Rechtsgeschichte. In den Nachfolgejahren setzt er sich als maßgeblicher Rechtsberater verschiedener Organisationen im Rahmen der Wiedergutmachungspolitik der BRD unermüdlich für Entschädigungsleistungen an NS-Opfer ein und spricht sich vehement für die Schaffung eines internationalen Strafgerichtshofes aus, der 2003 in Den Haag seine Arbeit aufnimmt. Zahlreiche Publikationen belegen seinen bis heute andauernden Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden. - Ein sehr interessantes, spannend zu lesendes, rundum empfehlenswertes Buch!
Inge Hagen
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Jahrhundertzeuge Ben Ferencz
Philipp Gut
Piper (2020)
345, [16] Seiten : Illustrationen (teilweise farbig)
fest geb.