Der Hof der Wunder
Ein fiktives Paris um 1820: Die Französische Revolution ist gescheitert, das Königshaus herrscht mit skrupelloser Macht, während die Unterwelt von neun Verbrechergilden nach eigenen Gesetzen beherrscht wird, deren Hauptquartier der "Hof der Wunder" ist. Die junge Nina muss mitansehen, wie ihr eigener Vater ihre Schwester an den Sklavenhändler und Gildenführer der Bordelle, Kaplan, verkauft. Um ihre Schwester aus den Fängen des brutalen Verbrechers, der sogar die ungeschriebenen Gesetze der Gilden missachtet, zu befreien, wird sie selber Mitglied der Diebesgilde. Als sie die junge Waise Ettie als Lockvogel auf Kaplan ansetzt, gerät sie selber in Lebensgefahr. Da wird Paris von einer Hungersnot getroffen und Nina und Ettie wie alle anderen müssen um ihr Überleben kämpfen. - Die junge Autorin hat für ihren ersten historischen Roman statt des für Erzähltexte idealen Imperfekts das Präsenz gewählt, was gerade am Anfang beim Lesen ein wenig irritiert. Zudem braucht die Autorin etwas Zeit, um erzählerisch in Schwung zu kommen. Dann aber schreibt sie mit einer so großen Fabulierfreude, zeichnet die Figuren so gekonnt und gestaltet die Handlung so authentisch, dass man dem Roman regelrecht verfällt und sich nach Ende der Lektüre wünscht, bald wieder etwas von Kester Grant zu lesen. Vor allem für jüngere Leserinnen ab etwa 16 Jahren sehr zu empfehlen.
Günter Bielemeier
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Der Hof der Wunder
Kester Grant ; aus dem Englischen von Andreas Decker
Piper (2019)
414 Seiten : Illustrationen
kt.