Der Fall Melchior Nikoleit
Das aktuelle Mordopfer gehört zum genauso überschaubaren wie sorgfältig und lückenlos überwachten Kreis der Punker in der DDR. Einige Kollegen in der von Oberleutnant Castorp geleiteten Morduntersuchungskommission lassen es am nötigen Willen zur Aufklärung fehlen, denn es hat ja schließlich genau den Richtigen erwischt, ein "destruktives Element" im Arbeiter- und Bauernstaat. Noch dazu hatte der Tote über seine Freundin Verbindungen zu kirchlichen - also nicht minder destruktiven und überwachten - Kreisen. Wie schon im Serienauftakt "Morduntersuchungskommission" (BP/mp 19/898) geht es auch hier - außer um die Aufklärung des Mordfalles - wieder um die DDR und um das, was in diesem Staat mit Leuten geschehen ist, die nicht ins Bild des "Vorwärts immer, rückwärts nimmer"-Sozialismus passten. Insbesondere geeignet für Leser/-innen mit Interesse an der DDR-Geschichte, die ruhigere, nicht allzu blutige Krimis bevorzugen.
Thomas Oberholthaus
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Fall Melchior Nikoleit
Max Annas
Rowohlt Hundert Augen (2020)
Morduntersuchungskommission
333 Seiten : Karte
fest geb.