Mit Hitler reden
Durch das Scheitern der Regierung Großbritanniens, die mit fortgesetztem Entgegenkommen und Zugeständnissen an Italien und Deutschland den Zweiten Weltkrieg hatte verhindern wollen, wurde diese sog. Appeasementpolitik zu einem politischen Schlagwort mit negativer Bedeutung. Der britische Historiker und Journalist Tim Bouverie untersucht umfassend, wie die westlichen Demokratien auf die Bedrohung durch Nazideutschland reagierten und welche Hintergründe (u.a. starke pazifistische Strömungen) diese Politik hatte. Er zeichnet detailliert Stimmungen, Diskussionen und Entscheidungsprozesse der britischen Führung nach. Das Buch ist als chronologische Erzählung aufgebaut und bietet tiefe Einblicke in das Denken der britischen Elite, in der es auch zahlreiche Bewunderer Hitlers gab. Der Autor sieht das Versagen der "Appeaser" darin, den wahren Charakter des NS-Regimes und Adolf Hitlers nicht erkannt zu haben, woraus seit 1933 eine Kette von Fehlentscheidungen resultierte. Die ausgesprochen quellennahe Darstellung (viele Zitate aus Briefen, Tagebüchern, Denkschriften, Reden etc.) und der narrative Ansatz sorgen für eine gute Lesbarkeit. Durch den Fokus auf die britische Politik mit einer Fülle von hierzulande eher unbekannten Protagonisten dürfte dieses Fachbuch zur Diplomatiegeschichte vorwiegend eine speziell interessierte Leserschaft ansprechen; für ausgebaute Bestände empfohlen.
Johann Book
rezensiert für den Borromäusverein.
Mit Hitler reden
Tim Bouverie ; aus dem Englischen von Karin Hielscher
Rowohlt (2021)
703, [16] Seiten : Illustrationen
fest geb.