Oksana, es reicht!

Die Ich-Erzählerin Oksana wandert als 7-Jährige mit ihren Eltern und der Großmutter von Kiev in die USA aus. Oksanas Vater - in der Ukraine angesehener Physiker, in den Staaten einfacher Angestellter - hat seine Träume längst aufgegeben, doch Oksana, es reicht! Oksana lässt sich nicht entmutigen. Sie lebt kompromisslos, wild und neugierig drauflos, versucht, sich in der Schule durchzuschlagen und ihren Willen durchzusetzen. Ihre Familie, die sie zwar liebevoll unterstützt, schüttelt das eine oder andere Mal den Kopf über ihre Sturheit und begnügt sich mit einem strengen "Oksana, es reicht!" Nur ihre unkonventionelle, schräge Großmutter mit ihrem schwarzen Humor ist ihr ähnlich, wie ihre Mutter sagt: "Zwei sture Komödiantinnen, verzweifelt auf der Suche nach der Liebe". Sie findet heraus, was es heißt, als junge ukrainisch-jüdische Immigrantin in den USA zu leben, verliebt sich hoffnungslos in den Sohn ihrer Lehrerin, verbringt ein alkoholvernebeltes Studium an der Universität und landet für einige Zeit bei einem Start-up-Unternehmen im Silicon Valley, wo sie viel Geld verdient und dennoch genügend Zeit hat, an ihrem Roman zu schreiben - denn das ist ihr Traum. Oksana ist stur, voller Energie und Lebensfreude, witzig, ironisch und macht sich über alles lustig, am meisten über sich selbst und das Ungeschick, das ihr passiert. Doch bei aller Lebensfreude ist auch das Gefühl der Fremdheit, verbunden mit einer leisen Melancholie, großartig beschrieben. Der Roman ist wunderbar erfrischend; es gibt kein Grübeln über Gefühle, sondern eine Neugier auf die Welt, eine Lust am Feiern und an der Literatur. Breite Empfehlung.

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Oksana, es reicht!

Oksana, es reicht!

Maria Kuznetsova ; aus dem Englischen von Andrea O'Brien
Rowohlt Hundert Augen (2021)

284 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 604231
ISBN 978-3-498-00147-6
9783498001476
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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