The German girl

Die junge, aparte Mona entflieht dem ihr muffig und beengend erscheinenden West-Berlin der späteren Nachkriegsjahre, um in New York ihr Glück als Model zu suchen. Kaum dort angekommen, passieren ihr merkwürdige Dinge; unter anderem lernt sie zwei The German girl Männer kennen: den reichen, anständigen Fabrikantensohn Syd, der sich als Radiomoderator schon einen Namen gemacht hat, und Adam, dessen Schönheit und Widersprüchlichkeit sie faszinieren und der sie in die New Yorker Bohème-Szene einführt. Fast jeder schwört auf die "Vitaminspritzen" von Dr. Max Jacobson oder die Pillen von Dr. Roberts. Auch Mona, die um jedes auch noch so kleine Engagement kämpfen muss, gerät schnell in den Teufelskreis des Speed-Konsums, der Euphorie und der folgenden Depression. Ihr Leben gleicht einer Achterbahnfahrt, die erst ein Ende findet, als sie sich ihrer selbst und ihrer wahren Gefühle bewusst wird. - Ulrike Sterblich hat den zeitgeschichtlichen Hintergrund recht genau recherchiert und so erhält der Leser auch Einblick in die damaligen Praktiken der so genannten "Wohlfühl-Doktoren", insbesondere die von Dr. Max Jacobson, der vor allem Künstler und Politiker mit Amphetamin-Spritzen versorgte. Zu Mona entwickelt er im Roman ein besonderes Verhältnis, weil er, der aus Nazi-Deutschland fliehen musste, mit ihr Deutsch sprechen kann und sie außerdem mit seinem damaligen "Lehrling" Adam befreundet ist. - Der ganze Roman wirkt wie mit leichter Hand geschrieben. Er ist interessant und ausgesprochen gut zu lesen. Wer Lust hat, in eine nicht allzu weit zurückliegende Zeit zu reisen, wer den "Spirit" dieser fast manisch scheinenden Jahre (wieder) fühlen möchte, wird dieses Buch gern lesen!

Barbara Nüsgen-Schäfer

Barbara Nüsgen-Schäfer

rezensiert für den Borromäusverein.

The German girl

The German girl

Ulrike Sterblich
Rowohlt Hundert Augen (2021)

382 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 604225
ISBN 978-3-498-00155-1
9783498001551
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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