Die verschwindende Hälfte
Die Zwillinge Desiree und Stella sind mit 16 aus Mallard im Süden Louisianas weggelaufen, weil die Aussicht auf ein Leben als Putzhilfen beiden zu wenig war. Viele Jahre später kehrt Desiree zurück in den Ort, mit einem tiefschwarzen Mädchen an
der Hand - skandalös im von Hellhäutigen bewohnten Mallard! Von ihrer Schwester Stella weiß sie nichts. Diese hatte sie im Jahr nach ihrer Flucht in New Orleans ohne Nachricht verlassen. Stella, die bei einem Vorstellungsgespräch als Sekretärin für weiß gehalten wurde, sah darin eine Chance und gab sich fortan als Weiße aus. Auch sie hat eine Tochter, Kennedy. - Nach und nach erfährt die Leserin, welche Folgen Stellas Entscheidung hatte, und verfolgt die sich kreuzenden Wege von Kennedy und Jude, Desirees Tochter. Judes ungewöhnliche Beziehung zu ihrem Freund Reese ist neben (Lebens-) Lügen, Rassismus und "Passing" ein weiteres Thema, die der flüssig zu lesende Roman in den Fokus rückt. Daher nicht nur allen Büchereien, sondern auch Literaturkreisen gerne empfohlen.
Barbara Sckell
rezensiert für den Borromäusverein.

Die verschwindende Hälfte
Brit Bennett ; aus dem Englischen von Isabel Bogdan und [einem weiteren]
Rowohlt (2020)
414 Seiten : Illustrationen
fest geb.