Der Himmel vor Hundert Jahren
Ein russisches Dorf in einer abgelegenen Gegend um 1918. Hier bekommen die Bewohner von den politischen Veränderungen des Großreiches so schnell nichts mit. Ilja, der Dorfälteste, brütet die ganze Zeit über einem Glasröhrchen, um seine Wettervorhersagen zu machen. Pjotr dagegen bittet lieber die Flussgeister um Rat. Und Iljas Frau Inna Nikolajewna verkündet eines Tages die Ankunft eines Mannes, das Fallen eines Messers habe ihr dies verraten. Und tatsächlich findet sie bald einen hungrigen Soldaten im Stall, Wadik. Iljas Enkelin Annuschka freundet sich mit dem fremden Soldaten an, der für sie Holztiere schnitzt. Einmal holt er einen beschriebenen Zettel aus der Tasche. Lesen kann hier niemand. Wadik sagt, es ginge um Träume für die Zukunft … - Der Debütroman der 1988 in Moskau geborenen Autorin Yulia Marfutova ist stilistisch eigenwillig, Abschweifungen sind ihr Motto. Die meisten Bewohner sind eher wortkarg, dafür sind die Gedanken in ihren Köpfen umso lauter. Dadurch bleibt vieles im Vagen. Auf das Stimmengewirr muss man sich als Leser/-in einlassen können.
Karin Blank
rezensiert für den Borromäusverein.
Der Himmel vor Hundert Jahren
Yulia Marfutova
Rowohlt (2021)
183 Seiten
fest geb.