Utopien für Realisten
Einführend beschreibt Rutger Bregman die Errungenschaften der letzten beiden Jahrhunderte. Er skizziert, wie Fortschrittsglaube als Wesensmerkmal des Menschen Utopien früherer Generationen wie z.B. die Demokratie, das Frauenwahlrecht oder die Abschaffung der Sklaverei in die Tat umgesetzt hat - und dies oft schneller als gedacht. Ausgehend davon benennt und erläutert er mit der 15-Stunden-Woche als Antwort auf eine zunehmende Digitalisierung aller Bereiche unseres Lebens, der Forderung nach offenen Grenzen zur globalen Armutsbekämpfung und der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens die Utopien unserer Zeit. Mut für die Realisierbarkeit seiner Vorschläge macht er dem Leser, indem er ihn mitnimmt auf eine Reise durch politische und gesellschaftliche Vorhaben der Vergangenheit. Was Rutger Bergmans Buch jedoch nicht darstellt, ist ein ausgearbeiteter, konkreter Maßnahmenkatalog zur Planung und Durchführung seiner vorgestellten, realistisch wirkenden Utopien im Hier und Jetzt. Doch zeichnet sich das Buch durch eine erfrischend mitreißende und stets klare Sprache aus, die durch zahlreiche, gut recherchierte Fakten, Zahlen, Studien und anschaulichen Darstellungen und Grafiken unterstützt wird. Der Autor versteht es, dem Leser eine aufrüttelnde Geschichte zu erzählen, ohne dabei an Sachlichkeit und kritischer und fundierter Argumentation einzubüßen. Somit handelt es sich um ein Buch für eine breite interessierte Leserschaft ohne besonderes Vorwissen.
Christine Vornehm
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Utopien für Realisten
Rutger Bregman
Rowohlt (2017)
301 S. : graph. Darst.
fest geb.