Wittgenstein und Heidegger

"Wittgenstein und Heidegger gehören zu den letzten Solitären der Philosophie, weil beide einen Typus verkörpern, der ein unverwechselbares Denken praktiziert, für das er mit seinem Eigennamen einsteht." (S. 396) In diesem Satz fasst der Literaturwissenschaftler Wittgenstein und Heidegger und Publizist Manfred Geier das Projekt zusammen, das er in dem vorliegenden Buch erfolgreich umsetzt. Er porträtiert Wittgenstein und Heidegger, die von ihrer Herkunft und Persönlichkeit, aber auch in der Entwicklung ihrer jeweiligen Philosophie unterschiedlicher nicht sein könnten. Wie das Erleben derselben Zeit bzw. derselben Katastrophen - von zwei Weltkriegen und dem Nationalsozialismus - zu unterschiedlichen Denkrichtungen führen konnte, wird stringent dargestellt, ohne sich in den Verästelungen der jeweiligen philosophischen Gedankenwelten zu verlieren. Heidegger kam zu dem Schluss, dass der Einzelne nicht mehr in der Lage sei, die Welt im Ganzen zu durchschauen und praktische Anweisungen zu geben. Wittgenstein bereitete der Philosophie als Metaphysik ein Ende, indem er sich mit dem Gebrauch der Sprache und der Frage der Gewissheit kritisch auseinandersetzte. Wichtig war ihm, das Denken von Festlegungen zu befreien und ihm neue Horizonte zu eröffnen. Die grundverschiedenen persönlichen, familiären und biografischen Hintergründe der beiden Philosophen lassen auch ihre unterschiedlichen Wege des Denkens noch einmal deutlicher hervortreten. Das Buch eignet sich gut als Einstieg zur Beschäftigung mit diesen beiden großen Denkern des 20. Jahrhunderts. Größeren Beständen in jedem Falle zu empfehlen.

Lioba Speer

Lioba Speer

rezensiert für den Borromäusverein.

Wittgenstein und Heidegger

Wittgenstein und Heidegger

Manfred Geier
Rowohlt (2017)

444, [16] S. : Ill.
fest geb.

MedienNr.: 588811
ISBN 978-3-498-02528-1
9783498025281
ca. 26,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ph
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