Die gleißende Welt
Als einst unerwünschter weiblicher Nachwuchs ihrer Eltern fühlt sich die inzwischen nur als Witwe eines gefragten Kunsthändlers bekannte Mutter zweier erwachsener Kinder missverstanden, weil sie nicht als Künstlerin wahrgenommen wird. Überzeugt davon, dass auch im 21. Jh. nur die Arbeiten von Männern in der Kunstwelt gefragt sind, greift Harriet zu einer List: drei Männer sollen unterschiedliche Werke von ihr unter deren Namen ausstellen. Erst nach Abschluss der Ausstellungen soll die tatsächliche Urheberschaft der Werke bekannt gegeben werden. Doch bleibt es schließlich allein ihr Werk - und machen die Männer mit? Verschiedene Sprach- und Erzählstile - wie etwa Ich-Form, Dialog und wissenschaftliche Abhandlungen - wechseln nicht nur mit den Figuren, sondern auch bei der Protagonistin selbst. Außerdem lebt der Plot auch von dem Spiel der Autorin mit den Identitäten ihrer Figuren. Sogar ihren eigenen Namen, Hustvedt, lässt sie mit einfließen, um die Vielschichtigkeit jedes Einzelnen in seinem Handeln aufzuzeigen. Lektüre für gehobene Ansprüche. (Übers.: Uli Aumüller)
Adelgundis Hovestadt
rezensiert für den Borromäusverein.
Die gleißende Welt
Siri Hustvedt
Rowohlt (2015)
490 S.
fest geb.