Flammenwerfer
Die Geschichte von "Reno", genannt nach ihrem Herkunftsort, spielt in den 70er Jahren des 20. Jh. in New York, in Utah und im Rom zur Zeit der "Roten Brigaden". Renos Leidenschaften sind Geschwindigkeit und Film. Mit ihrem Motorrad stellt sie in einer Männerwelt Geschwindigkeitsrekorde auf, bis sie nach New York geht, um Künstlerin zu werden. Sie lässt sich in der New Yorker Kunstszene treiben und verliebt sich in den italienischen Erben der Reifenfabrik Valera. Um an einem Rennen teilzunehmen, fährt sie mit Sandro Valera nach Italien, wo sie ihn wegen Untreue verlässt, und taucht in das Leben der linken Jugendlichen ein, die mit den Roten Brigaden sympathisieren. Ein zweiter kleiner Handlungsstrang zeichnet das Leben von Sandro Valera nach. Die bilderreiche Beschreibung der Motorradrennen und der Landschaft, ebenso wie die des kulturpolitischen Chaos in New York und auch im Rom der 70er ist großartig: die Autorin erzählt von Menschen voller Energie. Doch dazwischen lässt sich die Ich-Erzählerin treiben, bleibt irgendwie unbeteiligt, staunt über das Männerleben, in das sie mit ihrer Motorradleidenschaft eingebrochen ist und schwankt auch in ihren Beziehungen zu Männern. Die langen Diskussionen über Film und Kunst nehmen viel Raum ein und ermüden den Leser. Ein Buch, das den Leser unbefriedigt zurücklässt mit seiner Mischung aus großartigen Ideen und ermüdenden Diskussionen über Kunst und Politik. Der Roman hatte großen Erfolg in Amerika - deutsche Leser müssen tief in amerikanisches Denken eintauchen, um die Lektüre zu genießen. (Übers.: Bettina Abarbanell)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Flammenwerfer
Rachel Kushner
Rowohlt (2015)
557 S. : Ill.
fest geb.