Solsbüll

Die Familie Hasse lebt in Solsbüll, einer kleineren Gemeinde in der Nähe der Grenze zu Dänemark und der Ostsee. Als der Erste Weltkrieg beginnt, wird Gustav, der Vater, eingezogen und fällt bereits im Januar 1915. Die Mutter Anne, eine Hebamme, Solsbüll bleibt mit ihren Kindern allein und muss sehen, wie sie nun das Leben meistert. Der Sohn Gustav II macht bald eine Ausbildung zum Automechaniker, die Tochter Gret tritt in die Fußstapfen der Mutter. Tochter Rosa verschlägt es nach Wien, wo sie einen Juden heiratet, was sie später zur Auswanderung zwingt. Als in der NS-Zeit die Zeiten für aufrechte Menschen schwierig werden, sind die Hasses zwar nicht im Widerstand, machen aber aus ihrer Gesinnung, die durchweg von Menschlichkeit geprägt ist, keinen Hehl. Und dann ist wieder Krieg und der inzwischen verheiratete Familienvater Gustav II wird eingezogen und fällt 1941 in Russland. Die Nachkriegszeit bringt die Härten und Kümmernisse auch für die Familie Hasse. Der junge Gustav III, musikalisch und technisch begabt, macht aber seinen Weg, was dann während des bundesdeutschen Wirtschaftswunders nicht ganz so beschwerlich ist wie in früheren Zeiten. - Der Roman erschien erstmals 1989, aber in den Zeiten von Mauerfall und Wiedervereinigung wurde dieser Geschichte zu wenig Aufmerksamkeit zuteil. Das sollte sich nun mit dieser erneuten Auflage ändern. Es ist eine Geschichte die jedwedes Interesse verdient. Die Sprache, so außergewöhnlich sie in Teilen auch ist, überrascht immer wieder mit Feinheiten, die sonst kaum zu finden sind. Und es sind die Beschreibungen der Charaktere und die Naturbeobachtungen, die immer wieder beeindrucken. Ein Roman für eher anspruchsvolle Leser; in vielen Büchereien sollte das Buch gut einsetzbar sein.

Erwin Wieser

Erwin Wieser

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Solsbüll

Solsbüll

Jochen Missfeldt
Rowohlt (2017)

473 S.
fest geb.

MedienNr.: 863627
ISBN 978-3-498-04539-5
9783498045395
ca. 22,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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