Die letzten Dinge
Iris Radisch führte zwischen 1990 und 2015 Gespräche u.a. mit Marcel Reich-Ranicki, Ilse Aichinger, Imre Kertesz, Sarah Kirsch, Julien Green und Antonio Tabucchi, die sie als "Lebensendgespräche" bezeichnet. Darin ging es um Rückblenden auf ein langes Leben, auf schreckliche Kriegserlebnisse und Verfolgungen, auf Erfolge und wichtige Änderungen in der Lebensorientierung. In mehreren Fällen kommt eine allmählich gewonnene Gelassenheit zum Ausdruck, weil man sich nicht mehr beweisen muss. Bei einigen hält die Hektik des Schreibzwangs an und der Gedanke an ein nicht mehr fernes Ende des Lebens wird nicht zugelassen. In wenigen Fällen handelt es sich wirklich um letzte Begegnungen, weil die Interviewten kurz darauf verstorben sind. Besonders interessant ist die Doppelbegegnung mit Günter Grass und Martin Walser, die dabei als langjährige Freunde trotzdem ziemlich heftig aneinandergerieten. - Eine anspruchsvolle Lektüre, vor allem für literarisch Interessierte.
Hans Niedermayer
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Die letzten Dinge
Iris Radisch
Rowohlt (2015)
300 S. : Ill.
fest geb.