Meine Lehrerin, Dr. Dora Lux

Das Buch ist in verschiedener Hinsicht ein hochinteressantes Zeitdokument des Umgangs mit der jüngeren deutschen Geschichte. Im Mittelpunkt steht das Leben der Dr. Dora Lux (1882-1959). Sie war 1947 bis 1957 Latein- und Geschichtslehrerin an dem evangelischen Mädchengymnasium, Elisabeth-von-Thadden-Schule, in Heidelberg-Wiblingen und unterrichtete dort auch die Autorin Hilde Schramm, Erziehungswissenschaftlerin und Tochter des Architekten, Wirtschafts- und Rüstungsministers Albert Speer, der nach dem Krieg als Kriegsverbrecher verurteilt wurde. In dem über 400 Seiten starken Buch rekonstruiert Hilde Schramm in einer sehr persönlichen Weise nicht nur das Leben ihrer früheren Lehrerin, sondern zeigt auch, aus welchen Gründen sie, und auch andere, von dieser geprägt wurden. Dora Lux gehörte nicht nur zu den ersten weiblichen Abiturientinnen und Studentinnen, sondern auch zu den ersten Doktorandinnen in Deutschland. Und was noch erstaunlicher ist - und das macht das mit wissenschaftlicher Akribie geschriebene Buch zu einem wichtigen Zeitdokument -, dass sie dem Holocaust entging, weil sie sich der Vernichtungspolitik des Nationalsozialismus entziehen konnte, indem sie ihre jüdische Abstammung verheimlichte und sich nicht als Jüdin registrieren ließ. Dieses und viele andere Details aus dem Leben der Dora Lux, das auch ein frühes Zeugnis der Frauenemanzipation in Deutschland ist, hat die Autorin in intensiver Recherchearbeit zusammengestellt. Mit einem ausführlichen Anmerkungsteil und Hinweisen auf einige im Internet auffindbare Exkurse ist es eine Fundgrube für weiterführende Recherchen. - Eine Lebensbeschreibung, die insbesondere historisch Interessierten und Geschichte Lehrenden sehr zu empfehlen ist.