Narrenleben

Der vielfach ausgezeichnete Autor erzählt das Schicksal zweier "Narren" an königlichen und fürstlichen Höfen der Aufklärungszeit. Das des Joseph Fröhlich (1694-1757), gelernter Müller, dann aber als fest bestallter "Taschenspieler" und "Lustiger Rat" in den Diensten Augusts des Starken, Kurfürst von Sachsen und polnischer König, und das des nicht fest an einem Hof angestellten Narren Peter Prosch (1744-1804). Beider Leben hat der Autor genau recherchiert und unter Verwendung zahlreicher Originalquellen wohl sehr authentisch dargestellt. Obwohl Fröhlich von August dem Starken wegen seines Witzes und seiner Klugheit durchaus geschätzt wird - als einziger darf er ihn z.B. duzen - und obwohl er in seinen Diensten zu beachtlichem Wohlstand kommt, bleibt er doch den Launen seines Herren völlig ausgeliefert. Noch viel mehr gilt dies für Prosch, der aus ärmsten Verhältnissen stammt, und der deshalb jeden noch so grausamen Spaß, den die Höflinge mit ihm treiben, jede Erniedrigung erdulden muss: "Je mehr ich ertrage, desto größer ist mein Ertrag." (S. 172) Der Roman erzählt nicht im herkömmlichen Sinne, er reiht lapidar und fast emotionslos Aussage an Aussage, so als würden die Narren selbst zu Wort kommen. Und er enthält sich auch jeder erkennbaren Wertung durch eine Erzählerfigur. Diese überlässt Schädlich dem empörten, deprimierten oder fallweise auch belustigten Leser. Ein genau kalkulierter und meisterhaft gebrauchter Kunstgriff des Autors, der die aufklärerische und entlarvende Tendenz des Romans umso pointierter zum Ausdruck bringt. Ein historischer Roman also, der vor allem die Schattenseiten des aufgeklärten Despotismus beleuchtet, weil er Geschichte "von unten" schreibt. Was die glorreichen Schlachten Friedrichs des Großen für die Soldaten, für die einfache Bevölkerung der gebrandschatzten Länder wirklich bedeuteten, kann man z.B. auch in diesem beeindruckenden und in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Roman erfahren. Lesenswert!