Der Junge bekommt das Gute zuletzt

Alles andere als gewöhnlich ist das Leben des 13-jährigen Claude. Seine Welt bricht auseinander, als die Mutter eine Beziehung mit einem peruanischen Straßensänger eingeht und die Wohnung in zwei Zonen geteilt wird. Der kleine Bruder bleibt bei Der Junge bekommt das Gute zuletzt der Mutter, Claude lebt mit dem Vater zusammen, bis dieser eine junge Studentin kennenlernt und mit ihr eine neue Familie gründet. Die Eltern ziehen aus und lassen Claude allein in der Wohnung zurück. Auf der schmerzlichen Suche nach einem "Nest" findet er in dem an Multipler Sklerose erkrankten Taxifahrer Dirko eine Art Ersatzvater. In der Schule verliebt er sich in Mirko, die ihm als Lösung für seine Verlassenheit die Gründung einer eigenen Familie vorschlägt. Claude muss viele Verluste verkraften, die ihn auf den schmerzlichen Weg zu sich selbst drängen. Der anrührende Roman spielt in Wien, seine Aktualität wird durch eingeflochtene gegenwartsnahe, gesellschaftspolitische Äußerungen deutlich. Überdeutlich wird die Verantwortungslosigkeit der Eltern vermittelt, die ihren Sohn leichtfertig und egoistisch mit seiner Wut und Trauer alleine lassen. Haltlosigkeit und Verunsicherung verdichten sich in nahezu unglaublichen Vorfällen, bis sich Claude auf den schweren Weg zu sich selbst begibt. Ein wunderbares Buch, das viel Stoff zum Nachdenken bietet und dem man viele Leser wünscht.

Gabriele Berberich

Gabriele Berberich

rezensiert für den Borromäusverein.

Der Junge bekommt das Gute zuletzt

Der Junge bekommt das Gute zuletzt

Dirk Stermann
Rowohlt Hundert Augen (2016)

221 S.
fest geb.

MedienNr.: 587648
ISBN 978-3-498-06438-9
9783498064389
ca. 19,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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