Alte Engel

Franka hat Kunst studiert, sieht aber für ihre Ambitionen keine Zukunft und kehrt deshalb desillusioniert zu ihrem Vater zurück, der irgendwo in der ostdeutschen Provinz seine pflegebedürftige Schwiegermutter versorgt. Die Familienverhältnisse Alte Engel scheinen schwierig zu sein, da keine der drei Töchter, seine Frau eingeschlossen, sich wirklich um ihre Mutter kümmern will. Er, der sich seit Langem für technisch oft völlig überholte Geräte und altes Gerümpel interessiert, findet neben der Betreuung der alten Frau mehr als genug Zeit und Raum für sein Hobby. In dieses feste Beziehungsgeflecht kommt nun Franka. Der Vater akzeptiert ihre Anwesenheit, lebt aber weiterhin in seiner eigenen, längst überkommenen Welt. Die Pflege der alten Frau ist, was Franka anfangs ziemlich abstößt, anstrengend und oft enervierend. Gleichzeitig taucht sie aber auch in eine Umgebung ein, die die junge Frau mit einer die Generationen übergreifenden Familiengeschichte konfrontiert. Manches erscheint ihr dadurch klarer, vieles wirkt für sie verstörend. Dazu kommt, dass die Großmutter fast ausschließlich in ihrem alten, oft unverständlichen vogtländischen Dialekt spricht. - Ein sensibel geschriebener Roman, der durch die vielen Dialektpassagen, die zwar im Anhang "übersetzt" werden, nicht immer einfach zu lesen ist. Dieses Buch ist nicht nur die lebendig erzählte Geschichte einer Familie, sondern auch die Chronologie eines Sterbens. Durchaus lesenswert.

Josef Schnurrer

Josef Schnurrer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Alte Engel

Alte Engel

Mareike Schneider
Rowohlt Hundert Augen (2018)

524 S.
fest geb.

MedienNr.: 882075
ISBN 978-3-498-06450-1
9783498064501
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.