Wandernde Himmel
Man schreibt das Jahr 2096: Die Erde hat eine Kolonie auf dem Mars gegründet. Es entwickelt sich eine technokratische Gesellschaft, jeder bekommt eine ID-Nummer, einen Speicherplatz voller Arbeitsakten und lebt in festen Bahnen. Alle leben in Mars City unter einer riesigen Glasglocke. Es gibt durchsichtige Wagen, die durch Röhren zwischen den Häuschen aus Glas vorbeigleiten. Jeder Marsbewohner hat einen dauerhaften Arbeitsplatz, ein Grundeinkommen und bekommt ein Haus zugeteilt. Auf dem Mars betrinkt man sich nicht, nimmt keine Drogen und alles geht ohne Lärm vonstatten. Die Marsbewohner sind überzeugt, dass ihre Gesellschaft den Erdenbewohnern moralisch überlegen ist und sie halten diese für drogenabhängige, dem Konsum verfallene Dummköpfe. Die Erdenmenschen dagegen halten die Gesellschaft auf dem Mars für ein System versklavter, technologiehöriger Wesen. Nach einem langen Krieg, der zur Unabhängigkeit des Mars von der Erde führt, gibt es nach Jahrzehnten wieder erste Annäherungsversuche... - Hao Jingfang, chinesische Hugo Award Preisträgerin, stellt in ihrem Roman grundlegende philosophische Fragen: Wie wollen wir leben? Was ist wirkliche Freiheit? Worin liegt der Sinn des Lebens? Die Autorin präsentiert in einem sehr ruhigen Erzählton mit langen Monologen und oft auch recht pathetisch eine Geschichte ohne große Action und ohne besondere Spannungsmomente, aber mit einer interessanten Zukunftsvision. Insgesamt eine lohnende Lektüre für Leser, die sich gern mit gesellschaftlichen und philosophischen Fragen auseinandersetzen und einen langen Atem haben. (Übers.: Marc Herman)
Günther Freund
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Wandernde Himmel
Hao Jingfang
Rowohlt Polaris (2018)
746 S.
kt.