Das Dach muss vor dem Winter drauf
Renate Bergmann besitzt durch ihren verstorbenen Mann ein Grundstück in Spandau. Das stellt sie ihrem Neffen für ein Eigenheim zur Verfügung und sich und ihre betagten Freunde als Helfer gleich dazu. Was in der Bauzeit so alles passiert, kommentiert sie, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Schrullen, eine deutliche Prägung durch vergangene Lebensabschnitte, aber auch viel Realitätssinn tauchen in allen Bänden der fiktiven Autorin auf. Der echte Autor Torsten Rohde hat die Geschichten ursprünglich als Internet-Beiträge konzipiert. Allerdings sollte er nach gut fünf Jahren das Alter der Ich-Erzählerin nach oben korrigieren, um die erfundene Vita stimmig zu halten. Trümmerfrau passt nicht mehr so ganz, wenn die Person rechnerisch erst 1951 die Schule verlassen hat. Und permanente Verwechselungen und Verballhornungen von digitalen Begriffen passen auch nicht so, wenn man weiter rechnet und feststellt, die Frau ist erst um 2000 herum in den Ruhestand gegangen. Bei ihrer Vorliebe für Brokat, Rüschen und Plüsch bekommt er langsam auch ein Problem, denn die Mitte ihres Lebens fällt in die 70er und 80er Jahre. Eine heute 82-Jährige gehört ja schon zu der Generation, die über die Staubfänger-Vorliebe ihrer Vorfahren lästerte, aber davon abgesehen sind die geschilderten Erlebnisse erfrischend lustig.
Pauline Lindner
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Das Dach muss vor dem Winter drauf
Renate Bergmann
Rowohlt Taschenbuch-Verl. (2019)
rororo Taschenbücher ; 27588
234 S.
kt.