Außer mir

Man muss sich zunächst mit der äußeren Form dieser Gedichte etwas anfreunden: Alle Gedichte sind in Kleinbuchstaben verfasst und es gibt niemals ein Satzzeichen. So stürzen die einzelnen Gedichte geradezu auf den Leser ein, der verwirrt nach so Außer mir etwas wie einem 'roten Sinnfaden' sucht. Aber schon nach zwei, drei Gedichten schwindet langsam die Fremdheit in dieser ungewohnten Art. Man hört sich dann ein in den Rhythmus und den ganzen besonderen 'Sound' dieser Gedichte. "mein herz schlägt/ dir ins gesicht/ mich kannst du vergessen/ meine liebe vergisst du/ nicht denn mein herz/ hat nen stich/ wie ich und sticht bevor es bricht ...". In acht Kapitel ist die Gedichtsammlung untergliedert, deren Titel auch wieder irritierende Assoziationen auslösen: "Außer Dir", "Kerosin", "Nächte unter Tage", "Unter uns", "Blindkopie", "Ein Pfund Fleisch", "Die Unsichtbare", "Blaue Spiegel". Besonders gut gelungen ist dem Autor dabei der Venedig gewidmete Gedichtzyklus. Dass man sich dieser vielbesungenen Stadt tatsächlich noch mit einem neuen, vorher noch nicht gehörten Ton nähern kann, zeigt die große Sprachkraft dieses Autors. Für Leser, die auch offen sind für Sprachexperimente jenseits der gewohnten Lyrik.

Carl Wilhelm Macke

Carl Wilhelm Macke

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Außer mir

Außer mir

Albert Ostermaier
Suhrkamp (2014)

198 S.
fest geb.

MedienNr.: 771094
ISBN 978-3-518-42381-3
9783518423813
ca. 21,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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