Erinnerungen an eine Ehe

Der mehrfach preisgekrönte amerikanische Schriftsteller polnisch-jüdischer Herkunft (geb. 1933) erzählt in seinem neuesten Roman vom Zerbrechen einer Ehe. Philip, ein bekannter Romancier, trifft 70-jährig eine Bekannte aus früheren Jahren. Lucy Erinnerungen an eine Ehe de Bourgh, die einstmals attraktive, lebenslustige, aber auch psychisch labile Frau aus bester Familie, hatte den begabten Emporkömmling Thomas Snow, Sohn eines Automechanikers, geheiratet. Unerklärlich eigentlich, denn von Anfang an erweist sich die Ehe als unglücklich - weil sie sich mit der sozialen Herkunft ihres Mannes nicht abfinden kann. Es reicht ihr nicht, dass er sich als außerordentlich erfolgreicher Wallstreet-Banker erweist. Auch ein bewusst gezeugtes Kind bietet keinen ausreichenden Kitt. Der Erzähler muss beinahe zwanghaft dem Geheimnis des Scheiterns dieser Ehe auf den Grund gehen. Aus eigener Anschauung kann er die Einschätzung Lucys nicht teilen, die in beinahe gehässiger Weise ihren inzwischen verstorbenen Ehemann als regelrechtes "Monster" schildert. Da Philipp gleichzeitig an einem ähnlich gelagerten Eheroman schreibt, befragt er verschiedene "Zeitzeugen" aus der Umgebung des Ehepaares und kommt bei seinen Recherchen zu einem konträren Bild, ohne freilich das Geheimnis dieser Mesalliance endgültig zu entschlüsseln. - Bemerkenswert, dass der Roman es nicht bei der Schilderung individueller Schicksale belässt, man kann den Roman quasi nebenbei als facettenreiche Milieustudie lesen, die die exklusiven Wertvorstellungen, Ausgrenzungen und Rituale der amerikanischen Upperclass veranschaulicht, und dies umso eindringlicher, weil ohne wertende Emotionen und in einem lakonisch-unterkühlten Berichtsstil. Provozierend! (Übers.: Christa Krüger)

Erinnerungen an eine Ehe

Erinnerungen an eine Ehe

Louis Begley
Suhrkamp (2013)

221 S.
fest geb.

MedienNr.: 575522
ISBN 978-3-518-42392-9
9783518423929
ca. 19,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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