Goat Mountain
"Etwas in mir wollte einfach töten ...", sagt der elfjährige Junge, der mit seinem Großvater, seinem Vater und dessen Freund einen Ausflug in das Jagdrevier der Familie macht, um seinen ersten Hirsch zu schießen. Stattdessen erschießt er einen Wilderer, was ihn nicht groß zu erschüttern scheint. Aus der Sicht des Jungen wird die Reaktion auf den Mord geschildert, auf den fast gleichgültigen Umgang mit der Leiche, die Fortsetzung der Jagd und die Tötung seines ersten Hirschen, den er - allein gelassen - selbst zerlegen und ins Camp schleppen muss. Der Autor verwendet eine fragmentarische Sprache mit vielen Bibelzitaten, teilweise ohne Verben, nur Aneinanderreihungen, in denen er die gespannte Atmosphäre zwischen den Männern schildert, die schließlich in einer weiteren Katastrophe endet. Unterbrochen wird dies von detaillierten Beschreibungen der Landschaft. Gewalt, Grausamkeit und Gleichgültigkeit sind Themen dieser archaischen Geschichte, in der animalische Urinstinkte freigelegt werden. Der Autor, der "aus einer Familie mit fünf Selbstmorden und einem Mord" kommt, hat einen verstörenden Roman in der Art einer griechischen Tragödie geschrieben, mit kathartischem Ende: die Geschichte wird im Rückblick erzählt und hilft ihm, die Geschehnisse seiner Kindheit zu verarbeiten. Literarisch interessierte Leser mit starken Nerven werden von dieser intensiven und suggestiven Sprache in Bann gezogen. (Übers.: Miriam Mandelkow)
Ileana Beckmann
rezensiert für den Borromäusverein.
Goat Mountain
David Vann
Suhrkamp (2014)
270 S.
fest geb.