Glückskind mit Vater

Weil Konstantins Mutter von den einmarschierenden Russen wegen ihrer Schwangerschaft mit mehr Rücksicht behandelt wurde, bezeichnete sie ihren Sohn als Glückskind. In vieler Hinsicht ist er das keineswegs (im Gegensatz zu seinem nach außen hin erfolgreichen Glückskind mit Vater Bruder), war doch sein Vater ein berüchtigter Nazi und Kriegsverbrecher, der kurz vor Kriegsende hingerichtet wurde und dessen sich die Mutter so sehr schämt, dass sie für sich und ihre beiden Söhne wieder ihren Mädchennamen annimmt. Was Konstantin im Laufe seines Lebens in der DDR widerfährt, wie ihm als Sohn eines Faschisten von Staats wegen beinahe jede berufliche und gesellschaftliche Perspektive genommen wird, wie er immer wieder verzweifelt versucht, den Fluch des väterlichen Erbes abzuschütteln und doch immer wieder mit der Schuld seines Vater konfrontiert wird, schließlich wie beide Brüder sich immer stärker auseinander leben und beinahe zu Feinden werden, das sind die großen Themen dieses vielschichtigen bis in die Gegenwart reichenden "deutschen" Zeitromans. Aus der Sicht Konstantins wird in einer einfachen schnörkellosen Sprache erzählt, sehr anschaulich und in vielen Details beeindruckend präzise. Dem packend geschriebenen Roman des bekannten, mehrfach preisgekrönten ostdeutschen Schriftstellers "liegen authentische Vorkommnisse zugrunde, die Personen der Handlung sind nicht frei erfunden." (Vorwort des Autors) Und so geht der Roman weit über die Beschreibung eines Familienschicksals hinaus, gibt vielmehr einen ungeschminkten, aber keineswegs verzerrten Blick frei auf den Alltag der Menschen und die ideologischen und politischen Gegebenheiten, denen sie in der ehemaligen DDR unterworfen waren. Sehr zu empfehlen!

Glückskind mit Vater

Glückskind mit Vater

Christoph Hein
Suhrkamp (2016)

525 S.
fest geb.

MedienNr.: 816883
ISBN 978-3-518-42517-6
9783518425176
ca. 22,95 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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