Der Kreis

Im fünften Teil seines autobiografischen Romanzyklus (zul. "Der Ort", BP/mp 15/666) beschreibt Andreas Maier, wie er es als Junge genossen hat, allein in Mutters Bibliothekszimmer zu sitzen. Hier spürt er die Stille der "Durchwehung" eines Raumes. Der Kreis Der Zwölfjährige findet ein neues Versenkungsritual im exzessiven Hören von Rockmusik. Zum Schlüsselerlebnis wird ihm bei einer Theateraufführung in der Mittelstufe eine Figur, die es schafft, das Publikum und den Erzähler auf seine Seite zu ziehen und für die Dauer der Vorstellung umzupolen. In der Oberstufe hat er dann einen Lehrer, der ihn an diese Figur erinnert. Als er den Namen dieses destruktiven Deutschlehrers in einer Gedichtanthologie findet, ändert sich für ihn etwas Grundlegendes: Er erkennt, dass Leute, die Bücher schreiben ganz normale Menschen sind, die "etwas tun". Und dass in diesem Tun das "Eigentliche" lag, nicht in der Verklärung oder Anbetung. Und er erkennt, "dass man selbst dorthin kommen kann, auf die andere Seite". Hierfür verwendet Maier das Bild der Möbiusschleife, das sich auch auf dem Cover befindet. - Mit einem genauen Blick fürs Alltägliche spürt Maier der schrittweisen Ausbildung seines ästhetischen Empfindens nach. Dabei erlaubt er sich auch einen ironisch-kritischen Seitenhieb auf unser Bildungssystem. - Gerne allen Büchereien empfohlen.

Karin Blank

Karin Blank

rezensiert für den Borromäusverein.

Der Kreis

Der Kreis

Andreas Maier
Suhrkamp (2016)

146 S.
fest geb.

MedienNr.: 587194
ISBN 978-3-518-42547-3
9783518425473
ca. 20,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
Diesen Titel bei der ekz kaufen.