Die Enthüllung

Der Literatur-Nobelpreisträger von 2010 hat einen Roman über sein Heimatland Peru geschrieben und damit die Zeit der späten 1990er Jahre lebendig werden lassen. Er wäre nicht der großartige Erzähler, wenn er es nicht verstünde, die Handlung Die Enthüllung auf mehreren Ebenen der Gesellschaft gleichzeitig anzusiedeln und Einblicke in die parteipolitische Innenpolitik und Perus Geheimpolizei genauso einfließen zu lassen wie in das Eheleben der im Vordergrund handelnden Personen, die sich dabei mehr als nur freundschaftlich nahekommen. Das Buch liest sich ungemein spannend und regt damit von Anfang an die Fantasie des Lesers an. Trotz aller dramatischen Schilderungen wirkt der Text sympathisch und die Figuren und Situationen lebensecht. Die Lösungen, die sich dem Leser anbieten, sind aber nicht immer die Lösungen, die Llosa dann tatsächlich einbringt, was für zusätzliche Spannung sorgt. Und wenn dann die Handlungsstränge der verschiedenen Erzählebenen, die alle aufgelöst und begründet werden wollen, sich im Schlusskapitel, das programmatisch "Im Wirbel" genannt wird, parallel entwickeln und die Geschichten in Form von Dialogen wirklich im Wirbel der Ereignisse durcheinander erzählt werden, verwirrt das den Leser zunächst, bis ihm aufgeht, welch großartige kompositorische Leistung der Schriftsteller hier erbringt. Allein dieses Kapitel ist eines Literaturnobelpreisträgers würdig und die Leistung des deutschen Übersetzers Thomas Brovot ist ebenfalls bewunderungswürdig. Man würde dieses Kapitel gerne einmal szenisch mit verteilten Rollen und Stimmen hören! - Das Buch ist spannend wie der beste Krimi und gleichzeitig einfach große Literatur. Auch kleinere Büchereien können sich bestens mit dieser Neuerscheinung schmücken.

Armin Jetter

Armin Jetter

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die Enthüllung

Die Enthüllung

Mario Vargas Llosa
Suhrkamp (2016)

298 S.
fest geb.

MedienNr.: 830412
ISBN 978-3-518-42560-2
9783518425602
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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