Untertags

In zweiter Ehe heiratet die Schweizerin Herta den US-Amerikaner Jakov, obwohl alle sie davor warnen, dass der "Cowboy" nicht zu ihr passt. Dennoch wird es eine intensive Liebesbeziehung. Die dann auf die Probe gestellt wird, als Jakov schleichend an Untertags Demenz erkrankt. Immer stärker wird er abhängig von Herta. Im gleichen Zug wird es aber auch für Herta immer schwieriger, Jakov zu pflegen, vor allem als mit dem langsamen Verlust von Jakovs Sprechfähigkeit die Kommunikation zwischen den beiden immer schwieriger wird. Gleichzeitig muss sie sich auch der Ansprüche der Kinder aus Jakovs erster Ehe erwehren, die ihren Vater für sich reklamieren. Als er stirbt, behält sie die Hälfte seiner Asche heimlich in einer zweiten Urne bei sich. Ihr weiteres Leben besteht im Grunde hauptsächlich in den Erinnerungen an die tiefe Liebe, aber auch die Schwierigkeiten, die die Krankheit für beide Partner mit sich brachte. Schließlich ist Herta selbst angewiesen auf Unterstützung. - Sehr eindringlich schreibt Urs Faes in seinem Roman von der Liebe, aber auch von der Sprache, die eine wesentliche Basis zwischenmenschlicher Kommunikation und gegenseitigen Verstehens ist. Und die, geht sie allmählich verloren, kaum zu kompensieren ist. Der Roman fesselt ab den ersten Zeilen, trotz oder vielleicht gerade wegen seiner eher unspektakulären Tiefgründigkeit (was nur auf den ersten Blick ein Widerspruch zu sein scheint), die den Leser unmerklich immer mehr in den Bann zieht. Faes weiß wirklich eindrucksvoll zu erzählen, in einem ebenso empathischen wie realistischen Stil. "Untertags" ist eines dieser Bücher, dessen Figuren und dessen Geschichte einem nach der Lektüre lange in Erinnerung bleiben werden.

Günter Bielemeier

Günter Bielemeier

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Untertags

Untertags

Urs Faes
Suhrkamp (2020)

239 Seiten
fest geb.

MedienNr.: 956707
ISBN 978-3-518-42948-8
9783518429488
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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