Emil Nolde
Wie schon an der Schwarzweiß-Bebilderung ersichtlich, stehen in dieser Biografie des Malers Emil Hansen aus Nolde (daher sein Künstlername) dessen Leben und Umfeld im Vordergrund, während sein künstlerisches Oeuvre zurücktritt und schon gar nicht eine kunsthistorische Würdigung versucht wird. Die Hauptgrundlage bilden Noldes autobiografische Schriften "Das eigene Leben" (1931) und "Jahre der Kämpfe" (1934), die nach dem Krieg bereinigt neu aufgelegt und posthum durch zwei weitere überarbeitete Schriften aus seiner Hand ergänzt wurden. Das Verdienst dieser zudem auf umfangreichen Archivstudien basierenden Biografie besteht darin, das bislang geschönte Bild des Künstlers als widersprüchlich zu verifizieren: Ja, seine Werke wurden von den Nationalsozialisten als "entartet" eingestuft und beschlagnahmt; ja, er wurde mit einem Verkaufs- und Malverbot belegt; aber er war, wie sich jetzt herausstellt, unbegreiflicherweise auch ein Propagandist einer "germanischen Kunst" und Antisemit (und daher gegen Max Liebermann eingestellt), außerdem ein relativ frühes NSDAP-Mitglied, das sich dem Regime - erfolglos - anzubiedern versuchte. - Größeren Beständen empfohlen.
Lothar Altmann
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Emil Nolde
Kirsten Jüngling
Propyläen (2013)
351 S. : Ill.
fest geb.