Kissinger

Obwohl bereits zahlreiche Bücher über Henry Kissinger (geb. 1923 in Fürth) und seine Rolle in der Politik veröffentlicht wurden, weitet dieser erste Teil (von 1923 bis zur Ernennung als Sicherheitsberater von Präsident Nixon 1968) der Biografie des Historikers Niall Ferguson den Blick auf diese hochgeehrte, aber auch gehasste und widersprüchliche Persönlichkeit. In jahrelanger wissenschaftlicher Forschungsarbeit, gestützt auf Recherchen in Bibliotheken und Archiven, vor allem durch zur Verfügung gestellte Privatdokumente gelingt dem Autor eine historisch umfassende, den Charakter Kissingers überzeugend aufschlüsselnde und in geschliffener, leicht zu lesender Sprache gestaltete Lebensbeschreibung und gleichzeitig ein fundierter, vielschichtiger Überblick über politisch brisante Jahre. Als Heinz Alfred Kissinger in einer deutsch-jüdischen Familie geboren, 1938 in die USA emigriert, waren diese sich zuspitzenden Ereignisse seiner Kindheit dennoch nicht die ihn prägende Erfahrung, sondern seine Teilnahme als GI am Krieg gegen NS-Deutschland. Als Student, Absolvent und Professor der Harvard Universität - so Ferguson - fand Kissinger zu seinem von Kant geprägten Idealismus (siehe Untertitel!) mit der Vorgabe einer moralisch ausgerichteten Politik, getragen vom Ziel des Kalten Krieges (Vernichtung des Kommunismus), der ihn - ob in der Kubakrise, dem Mauerbau in Berlin oder dem Vietnamkrieg - bisweilen in extreme Konfliktsituationen brachte. Das äußerst informative Buch über den Politiker und Menschen Kissinger, zudem über die Hintergründe und Verwicklungen der internationalen Politik ist größeren Beständen rundum zu empfehlen.