Am Anfang war Gewalt

Es war kein Ruhmesblatt der deutschen Geschichte. Manches Ereignis wurde kollektiv "vergessen" und so haben wir wenig über diese erste Phase der "größten aller Revolutionen" (Theodor Wolff) in der Schule erfahren und die Geschichten vom Ersten Weltkrieg Am Anfang war Gewalt schließen in aller Regel mit der Abdankung von Kaiser Wilhelm II. Der Übergang in die Republik in den anschließenden unruhigen Monaten 1918/1919 gestaltete sich weniger reibungslos und "demokratisch" als uns heute geläufig. Die neue "Politische Kultur" bedurfte einer Entwicklung, in der gewaltsame Exzesse bis zu Hinrichtungen, Morden und Verfolgungen aller Art an der Tagesordnung waren. Davon erzählt Mark Jones analytisch, einfühlsam, aber ohne überheblich zu sein, ohne zu belehren. Welches Aufatmen ging durch alle Länder und Städte, als mit der neuen Verfassung im August 1919 endlich wieder eine staatliche Ordnung möglich war. Aber nicht nur die Geschichte dieser notvollen Zeit legt Mark Jones offen. Er erläutert auch sehr eingängig, dass kein Teil der Geschichte eines Volkes ohne Einfluss auf die Zukunft bleibt. - Das Buch schließt eine Lücke in der Geschichtsschreibung des 20. Jh. und bietet nebenbei einen überraschenden Einblick in die Hintergründe einer brüchigen bürgerlichen Welt in der deutschen Republik vor dem Ausbruch des Dritten Reichs. Ab mittleren Beständen unbedingt zu empfehlen.

Armin Jetter

Armin Jetter

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Am Anfang war Gewalt

Am Anfang war Gewalt

Mark Jones
Propyläen (2017)

431 S. : Kt.
fest geb.

MedienNr.: 590046
ISBN 978-3-549-07487-9
9783549074879
ca. 26,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Ge
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