Fische

Die Ich-Erzählerin Lucy, 38, hat ihre Promotion über die altgriechische Dichterin Sappho immer noch nicht fertig und ihre langjährige Beziehung zu einem Dokumentarfilmer fühlt sich sinnentleert an. Also macht Lucy Schluss und bereut es sofort. Fische Sie fällt in ein tiefes Loch. Um sie aus der Depression zu holen, bittet ihre Schwester sie, während ihrer längeren Abwesenheit auf ihr kalifornisches Strandhaus und ihren Hund aufzupassen. Lucy besucht Gruppentherapien und freundet sich mit anderen beziehungsgestörten Frauen an. Alle versuchen, Sexpartner im Internet zu finden, was jedes Mal zu Enttäuschungen führt. Bis sie am Meer auf den "Schwimmer" trifft, einen attraktiven Mann, der allerdings einen Fischleib hat. Hier wird das alte Märchen von der Meerjungfrau, die Männer verführt und in den Tod zieht, umgekehrt. Lucy entgeht in letzter Sekunde der Gefahr und reflektiert über ihre Situation: Braucht sie nur Sexpartner oder sucht sie Liebe? Gibt es eine andere als die sexuelle Liebe? Schließlich fragt sie sich, wie sie ihre innere Leere füllen kann und welchen Sinn es in ihrem Leben geben kann. Soweit ist die Geschichte interessant und gut geschrieben, doch nervt die Egomanie der Protagonistin, die nur um sich selbst kreist und weder auf ihre Mitmenschen noch auf den Hund Rücksicht nimmt. Ohne die Reflexionen wäre der Roman zudem nichts als Pornographie, da jede einzelne der vielen sexuellen Begegnungen detailliert geschildert mit Oral- und Analsex, Cunnilingus etc. Die Penetrationsorgien sind ein Ventil für Lucys Wut über ihre innere Leere.

Die Autorin ist zudem bekannt für ihre depressiven und obsessiven Twitternachrichten. Für unsere Büchereien nicht geeignet. (Übers.: Eva Bonné)

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Fische

Fische

Melissa Broder
Ullstein (2018)

350 S.
fest geb.

MedienNr.: 594090
ISBN 978-3-550-05029-9
9783550050299
ca. 21,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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