Herbstkind

Die indonesische Künstlerin Siri erfährt im Herbst vor ihrem fünfzigsten Geburtstag, dass der Mann, den sie bisher für ihren Vater gehalten hatte, nicht ihr leiblicher Vater ist. Dieser ist als Kommunist und politischer Gefangener in einem Straflager Herbstkind gestorben. Bisher hat der Herbst für Siri Glück bedeutet, doch nun traumatisiert sie die Erkenntnis, dass sie zwei Väter hat, so sehr, dass sie nach Berlin flieht, um ein neues Leben zu beginnen. Ihre Kunstobjekte provozieren, sie zeigt pornografische und blasphemische Arbeiten, riesige Skulpturen, in denen sie sich kritisch mit Männer- und Frauenkörpern auseinandersetzt und die Frage aufwirft, was eine Frau zur Frau und einen Mann zum Mann macht. In Berlin erhält sie die Chance einer Ausstellung und verliebt sich. Dann passiert eine Katastrophe: Ihre Stieftochter in Jakarta wird schwanger vom verheirateten Bruder ihrer ehemals besten Freundin Dara und wird von radikalen Muslimen erpresst, auch wegen Siris Kunst, die den aktuellen indonesischen Machthabern ein Dorn im Auge ist. Siri muss ihre Ausstellung absagen, um ihre Familie zu retten. - Der Roman ist die Fortsetzung des preisgekrönten "Alle Farben rot" (BP/mp 15/928), in dem das Leben und die große Liebe von Siris Mutter Thema war. Er gibt einen Einblick in die politische Situation Indonesiens, ist aber in erster Linie ein Künstlerroman: die Szene in Berlin wird detailliert geschildert, ebenso die Diskussionen der Künstler und Galeristen über ihre Werke. Ein anspruchsvolles Buch vor allem für kunstinteressierte Leser. (Übers.: Corinna Rodewald)

Ileana Beckmann

Ileana Beckmann

rezensiert für den Borromäusverein.

Herbstkind

Herbstkind

Laksmi Pamuntjak
Ullstein (2018)

489 S.
fest geb.

MedienNr.: 595344
ISBN 978-3-550-08165-1
9783550081651
ca. 24,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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