Ein mögliches Leben

Franz, mittlerweile über neunzig Jahre alt, reist mit seinem Enkel Martin zu dem ehemaligen Kriegsgefangenenlager in den USA, in dem er als junger Mann eingesessen hat. Zunehmend kommen die Erinnerungen zurück, an die glühenden Nazis, die im Lager Ein mögliches Leben lange das Sagen hatten, an den gewaltsamen Tod seines Freundes und Mitgefangenen Paul, an die Entnazifizierung in Deutschland, die doch nicht verhindert hat, dass ehemalige Nazis wieder zahlreich zu Amt und Würden kamen, an die Ehe, die zwar nicht unglücklich war, aber durch die frühe Schwangerschaft den Traum von einem möglichen Leben in den USA in unerreichbare Ferne rückte. Auch Tochter und Enkel nutzen die Zeit der Reise zu einer Reflexion ihres eigenen Lebens. Die Tochter versteht zunehmend die Brüche im Verhältnis zum Vater. Der Enkel kann sich der Mutter seiner kleinen Tochter aus der Distanz annähern. Aktuell wird das Buch durch seine Bezüge zur derzeitigen Situation, in der wieder Sätze gesagt und Parteien gewählt werden, die lange Zeit undenkbar schienen. - Alles in allem ein spannend geschriebenes, nachdenklich machendes und gut recherchiertes Buch, das Einblick in das Leben der Kriegsgefangenen gibt, aber auch durch den Krieg verursachte Wunden aufzeigt, die sich noch durch Generationen ziehen. Sehr empfehlenswert für alle Bestände.

Dorothee Rensen

Dorothee Rensen

rezensiert für den Borromäusverein.

Ein mögliches Leben

Ein mögliches Leben

Hannes Köhler
Ullstein (2018)

351 S.
fest geb.

MedienNr.: 878252
ISBN 978-3-550-08185-9
9783550081859
ca. 22,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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