Alles außer Hochdeutsch

In Zeiten von Globalisierung und Hochtechnisierung könnte man vermuten, dass Dialekte zunehmend zurückgedrängt werden und dass sich Hochdeutsch im Alltag immer weiter durchsetzt. Karl-Heinz Göttert hat die deutschen Dialekte in ihrer Gesamtheit Alles außer Hochdeutsch untersucht und das Gegenteil bewiesen. Sie befinden sich zwar im Wandel, alte regionale Idiome werden zurückgedrängt, doch aussterben werden die Dialekte nicht. Der Autor durchwandert die Karte deutscher Dialekte von Nord nach Süd, von Friesisch über Niederdeutsch, Berlinisch, Rheinisch, Hessisch, über Thüringisch und Sächsisch, Fränkisch, Alemannisch und Schwäbisch bis hin zu Bairisch und analysiert die Entstehung und Entwicklung von der Zeit der Völkerwanderung verschiedener germanischer Stämme bis in die heutige. Das Hochdeutsch, das wir heute verwenden, wurde maßgeblich von der meißnischen Kanzleisprache, wie sie Luther kannte, geprägt. Neben den historisch gewachsenen Dialekten thematisiert der Autor Umgangssprachen, Jugend- und Szenesprache und die noch junge Internetsprache. Alle Dialekte nähern sich dem Hochdeutschen an und werden stolz verwendet. Sie müssen zunehmend als Ergänzung zur Hochsprache gesehen werden und nicht als Alternative. Göttert spricht von einer "muttersprachlichen Mehrsprachigkeit" von der aus weitere Sprachen erlernt werden können. In Dialekten finden die Sprecher eine Heimat und wärmen sich emotional auf. - Ein kurzweiliges Buch, das alles andere als ein Abgesang ist. Einige Farbtafeln mit beispielhaften Wörtern und deren unterschiedlichen Ausprägung in den Dialekten dienen der Vertiefung. Hier wird wahrhaft eine Lanze für den Dialekt und dessen uneingeschränkter Verwendung gebrochen. Sehr empfehlenswert.

Birgit Fromme

Birgit Fromme

rezensiert für den Borromäusverein.

Alles außer Hochdeutsch

Alles außer Hochdeutsch

Karl-Heinz Göttert
Ullstein (2011)

384, [16] S. : Kt.
fest geb.

MedienNr.: 351467
ISBN 978-3-550-08877-3
9783550088773
ca. 19,99 € Preis ohne Gewähr
Systematik: Li
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