Von Schatten und Licht

Hama und Bo arbeiten beide in der großen und lauten Waffenfabrik, die das Leben der Menschen in Hamas freudloser und grauer Heimatstadt bestimmt. Als sie sich ineinander verlieben, beginnt für die beiden trotz aller Widrigkeiten eine Zeit des unbeschwerten Glücks. Doch dann kommt es zu einem furchtbaren Unfall in der Fabrik, bei dem viele Menschen zu Schaden kommen und auch Hama schwer verletzt wird. Weil irgendjemand schuld an dem schrecklichen Unheil sein muss, gerät Bo, der als Fremder zugewandert war, zunehmend unter Druck. Schließlich müssen Hama und Bo fliehen. Es wird eine lange Reise für die beiden: unterwegs treffen sie die seltsamsten Menschen, wohnen für längere Zeit in einem mysteriösen Höhlensystem, bekommen ein Kind und machen sich schließlich erneut auf, um irgendwo am Meer eine neue Heimat zu finden. Ihre Liebe wird die ständigen Wechselspiele von Schatten und Licht nicht überdauern. Erst die gemeinsame Tochter wird die von zu viel Ungesagtem belastete Familiengeschichte zu einem hoffnungsvollen Ende führen. - Der aus unterschiedlichen Perspektiven erzählte und sehr kunstvoll konstruierte Roman bietet keinen leichten Lesestoff, überzeugt aber in seiner gelungenen Mischung aus realistischen und märchenhaften Erzählelementen. Der Leser kann sich dem daraus resultierenden, manchmal geradezu beklemmend intensiven Erzählsog kaum entziehen und wird mit einer komplexen Studie über Liebe und Hass, Krieg und Frieden, gegenseitiger Abhängigkeit und der Sehnsucht nach Freiheit belohnt, die auch nach Ende der Lektüre noch lange nachschwingt. Bondoux ("Zeit der Wunder": BP/mp 11/450) schreibt auch dieses Mal nicht nur für junge Leser. Ihr vielschichtiger Roman wird literarisch versierten Lesern gefallen, die Freude an kraftvoller Poesie und an einer bildmächtigen Sprache haben. (Übers.: Maja von Vogel)