Der Koffer

Der 14-jährige Julian ist sehr schüchtern und introvertiert und wird deshalb immer wieder zur Zielscheibe für den gehässigen Spott seiner Mitschüler. Der Waise lebt bei seinem gefühlskalten und herrschsüchtigen Onkel, der alles tut, um den Jungen zu demütigen. Als Julian den gleichaltrigen Adam aus einer früheren Pflegefamilie wiedertrifft, erlebt er zum ersten Mal seit Jahren Freundschaft und Zuwendung. Adam merkt schnell, dass hinter Julians abweisendem Verhalten schlimme Erlebnisse stecken müssen. Als der Freund von einem auf den anderen Tag spurlos verschwindet, weiß Adam intuitiv, dass er den harmlos klingenden Erklärungen des Onkels nicht trauen darf. Bei seinen Nachforschungen stößt er auf ein grauenvolles Geheimnis. - Lange schon habe ich nicht mehr ein solch erschütterndes Buch gelesen. Präzise und in einer mitreißend klaren und einfachen Sprache erzählt die amerikanische Autorin aus der Perspektive beider Protagonisten, was körperliche und seelische Gewalt in der Seele junger Menschen anrichtet. Auch wenn diese Lektüre jedem Leser an die Nieren gehen wird, bleibt am Ende nicht das Gefühl der Resignation angesichts menschlicher Grausamkeiten. Denn dieser aufwühlende Roman ist gleichzeitig ein großartiges Plädoyer gegen das Wegschauen und für die heilende Kraft von Freundschaft und Empathie. (Übers.: Sonja Finck)