Unter meinen Füßen die Straße
Nur ihrem Tagebuch vertraut Holly ihre schrecklichen Erlebnisse an: die Drogensucht ihrer Mutter und deren frühen Tod, eine Reihe von Pflegefamilien, Probleme in der Schule, wo sie stigmatisiert und gemobbt wird, ihre Verweigerungen und schließlich die Schikanen der Pflegefamilien. Vor deren Angriffen flieht sie und beginnt als Nomadin ihren Weg quer durch Amerika. Manchmal starrend vor Dreck, oft zum Stehlen und Lügen gezwungen, um nicht zu verhungern und nicht entdeckt zu werden, ist es für sie nicht einfach, ihre Würde zu bewahren. Aber es gelingt ihr, nicht in den Zustand der Selbstaufgabe zu verfallen, die sie bei anderen Obdachlosen erlebt und die ihrer Mutter das Leben kostete. - Auch wenn man Holly wegen ihrer Vergangenheit erhebliche Reife zugestehen kann, so sind ihre Gedanken stark idealisiert und entsprechen eher dem amerikanischen Traum (vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten) als der Realität. Dennoch ist Hollys Geschichte ein berührendes Buch mit Empathie für soziale Randgruppen und kann deshalb speziell sozial engagierten Jugendlichen empfohlen werden. (Übers.: Gabriele Haefs)
Lotte Schüler
rezensiert für den Sankt Michaelsbund.
Unter meinen Füßen die Straße
Wendelin van Draanen
Carlsen (2011)
253 S.
kt.