Die Nacht gehört dem Drachen
Mitten in einen düsteren Traum über Verlust und Suche platzt der Leser zu Beginn des Debütromans der Engländerin Alexia Casale (Übersetzung: Henning Ahrens). Nach und nach erfährt man mehr über die Ich-Erzählerin Evie, die vor vier Jahren von Amy und Paul adoptiert wurde und sich gerade von einer schweren Operation erholt. Und gerade diese Operation, bei der ein gebrochenes Stück Rippe aus ihrem Brustkorb entfernt wurde, stellt einen wichtigen Wendepunkt im Leben des 14-jährigen Mädchens dar. In Anlehnung an die biblische Schöpfungsgeschichte schnitzen Evie und ihr Onkel Ben aus diesem "mausetoten" Stück Rippe einen Drachen, der sich nachts zum lebendigen Gefährten verwandelt. So wird die kaputte Rippe, ein Zeichen von Misshandlung und Gewalt in ihrem früheren Leben, zu etwas Gutem, das Evie hilft, sich aus den Fängen ihrer Vergangenheit zu befreien. Da die Protagonistin nur ihrer Lieblingslehrerin einige Einblicke in die Zeit vor der Adoption gewährt, erfährt der Leser bis zum Schluss nur andeutungsweise, was Evie wirklich durchgemacht hat. - Alexia Casale gelingt ein Debüt voller Sprachkraft und sympathischer Charaktere. Sehr empfehlenswert.
Bettina Palm
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Nacht gehört dem Drachen
Alexia Casale
Carlsen (2013)
315 S.
fest geb.