Antigone

Antigone hat ihre beiden Brüder in einem tödlichen Machtkampf verloren. Über das Verbot des Königs, Polyneikes zu beerdigen und ihm dadurch den Weg in die Unterwelt zu ermöglichen, setzt sich Antigone hinweg. Sie stellt die Moral der Götter höher Antigone als weltliche Gebote. Die antike Tragödie des Sophokles erscheint hier in einer Adaption als Graphic Novel und wird mit sehr reduziertem Personal inszeniert: neben den Widersachern Antigone und Kreon treten als Nebenfiguren noch Antigones Schwester und ihr Verlobter auf. Auch diese beiden nahen Angehörigen werden in den Konflikt hineingezogen und von Antigone und Kreon gezwungen, Position zu beziehen. Diese Zuspitzung auf eine "interne" Kontroverse verleiht diesem großen Stoff der Weltliteratur eine beinahe intime Bühne. Das kleine Format des Bandes, die reduzierte Farbpalette der Zeichnungen, der "Zoom" auf die handelnden Personen sowie die Konzentration auf die Konfliktlinien - all diese Stilmittel aktualisieren das Thema und bringen es jugendlichen Lesern nahe. Hier geschieht keine Neuinterpretation des mythologischen Stoffs, sondern dieser kann vor dem Hintergrund aktueller globaler Krisen als persönlicher Konfliktraum gelesen werden. Sich der eigenen Willensbildung und Moral zu verpflichten, wird hier als zeitgemäße Form des Widerstands formuliert.

Dominique Moldehn

Dominique Moldehn

rezensiert für den Borromäusverein.

Antigone

Antigone

Sophokles ; Olivia Vieweg
Carlsen Verlag (2019)

Die Unheimlichen ; [6]
61 Seiten : teilweise farbig
fest geb.

MedienNr.: 597959
ISBN 978-3-551-71352-0
9783551713520
ca. 12,00 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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