Die Favoritin
Constance, ein etwa 10-jähriges Mädchen, wächst isoliert und abgeschirmt bei ihren Großeltern, dem verarmten und schweigsamen Adeligen Émile und seiner strengen und gewalttätigen Frau Adélaide, auf einem französischen Landgut auf. Aus der Sicht Constances erzählt, bekommt die scheinbar trostlose, dabei mit manchem Humor erzählte, vordergründige Lebensgeschichte Risse, besonders nachdem ein Ehepaar mit zwei Kindern als Hausbedienstete angestellt wird. Die Großeltern haben sich längst auseinandergelebt, der Großvater darf seine homosexuelle Identität nicht offenlegen und Constance ist ein Junge, der von der Großmutter mit Härte in die Rolle des anderen Geschlechts gezwungen wird als Ersatz für die früh gewaltsam zu Tode gekommene einzige Tochter. Als Émile endlich sein Schweigen bricht, stellt sich heraus, dass Constance selbst erst durch ein Verbrechen zu den beiden kam. Eine tiefgehende Erzählung um Geschlechterrollen und Identitäten, illustriert mit Tuschzeichnungen, die stilistisch an Kinderbücher aus der Zeit um 1900 anknüpfen. Eine beachtenswerte Graphic Novel.
Siegfried Schmidt
rezensiert für den Borromäusverein.
Die Favoritin
Matthias Lehmann
Carlsen (2016)
Graphic novel
[o.P.] : überw. Ill.
fest geb.