Das Erbe
Nach dem Tod ihres Vaters fliegt die junge Israelin Mika mit ihrer Großmutter Regina nach Warschau, wo Regina aufwuchs. Vordergründig gilt es, eine Erbschaftsangelegenheit zu regeln, doch Regina sucht vor allem nach Spuren ihrer Vergangenheit. Im Lauf der Tage erfährt Mika von einem Familiengeheimnis und sie lernt Tomas kennen, der ihr freundschaftlich beisteht. Niemand ahnt, wie gravierend das Erbe in die Struktur der Familie eingreifen wird. So widmet sich diese Graphic Novel am Beispiel einer ausgewanderten jüdischen Familie auch der wechselhaften Stadtgeschichte Warschaus. Es geht um das materielle Erbe einer Familie, um die Belastungen und Konflikte, die damit einhergehen, aber auch um das belastende Erbe dieser Stadt und den Umgang der Bewohner damit. Dass diese Geschichte nicht in Düsternis versinkt, sondern vielmehr mit großer Lust an der Lektüre und den zahlreichen Pointen verbunden ist, liegt am zeichnerischen Stil der ligne claire, der ja stets auch etwas Vereinfachendes und Unbeschwertes mit sich bringt. Mit beinahe jeder der Figuren kann man sich identifizieren und ihre Gefühle und Stimmungsschwankungen nachvollziehen. Auch lernt man einiges über das polnisch-israelische Verhältnis, das hier ohne politische Korrektheiten ausgebreitet wird.
Dominique Moldehn
rezensiert für den Borromäusverein.
Das Erbe
Rutu Modan
Carlsen (2013)
Graphic Novel
222 S. : überw. ill. (farb.)
fest geb.