Tunnel
Eine Gruppe Israelis und eine Gruppe Palästinenser bauen aus entgegengesetzten Richtungen einen Tunnel, bis sich ihre Wege kreuzen ... Was wie der Anfang eines Nationalitäten-Witzes klingt, ist in Wahrheit die 280 Seiten starke Comicsatire "Tunnel" von Rutu Rodan. Hier bauen zwei Parteien unwissend voneinander einen unterirdischen Gang Richtung Westbank; selbstverständlich, um den Frieden in Form religiöser Artefakte zu sichern. Der israelisch-palästinensische Konflikt findet in diesem Comic eine so groteske, ja witzige Darstellung, dass durchaus von einem Lehrstück gesprochen werden kann. In viereinhalb Kapiteln inszeniert Rutu Rodan mit ihren Comicbildern ein Action-Abenteuer zwischen großer Politik und den Sorgen des alltäglichen Lebens. Im sogenannten "ligne clair"-Stil (franz. "klare Linie") stark vereinfacht gezeichnet, wirkt Rodans Geschichte inhaltlich umso verwickelter. Alles in allem wirken israelische wie palästinensische Protagonisten hier einfach sehr menschlich, da sie ja allesamt Tunnelbauer sind. Für jugendliche und erwachsene Leser/-innen aller Büchereien sehr empfehlenswert.
Michaela Groß
rezensiert für den Borromäusverein.
Tunnel
Rutu Modan ; aus dem Hebräischen von Markus Lemke
Carlsen (2021)
275 Seiten : farbig
fest geb.