Die flüsternden Seelen

Felisberto, ein fast blinder alter Mann, sitzt am Feuer und beginnt zu erzählen. Seine Geschichten handeln u.a. von Pater Raul, der als Missionar nach Afrika kommt und hier Glauben und Verstand verliert. Von Dom Estefano, Felisbertos ehemaligem Herrn, Die flüsternden Seelen und dessen Frau Elvira, die lange als feudale Großgrundbesitzer in Mosambik lebten und nun vor den Wirren der Revolution zu fliehen versuchen. Von der Hure Belina, die eben jene Revolution arbeitslos gemacht hat. Von Lukas, der als blinder Passagier auf einem Schiff nach Europa fährt und dort für eine Trommel seine Seele an den Teufel verkauft. Von Alberto, der das ganze Land abläuft und sich Lieder, Tänze und Geschichten merkt, damit die Traditionen seines Volkes nicht verloren gehen. Aber auch von Peina, die ohne Füße zur Welt gekommen ist und dennoch auf ihren Stummeln bis zum Meer rutscht, um es ein einziges Mal in ihrem Leben zu sehen. Felisberto erzählt neben all dem auch immer wieder von Samima, der geheimnisvollen Ahnfrau seiner Sippe, die aus dem Grab heraus beobachtend und schützend ihre Hand über die Familienmitglieder hält. - Ein phantastisches Buch, in dem Henning Mankell in einer Art magischem Realismus seinen Lesern das oftmals geheimnisvolle Wesen Afrikas, das Fühlen und Denken seiner Bewohner, aber auch Fragen der Unterdrückung, des Kolonialismus und der daraus resultierenden Unterprivilegiertheit vermittelt. So entsteht zudem eine politische Analyse, gekleidet in Literatur voller Poesie und Träume. Für jeden Bestand absolut empfehlenswert! (Übers.: Verena Reichel)

Josef Schnurrer

Josef Schnurrer

rezensiert für den Sankt Michaelsbund.

Die flüsternden Seelen

Die flüsternden Seelen

Henning Mankell
Zsolnay (2007)

253 S.
fest geb.

MedienNr.: 268985
ISBN 978-3-552-05335-9
9783552053359
ca. 21,50 € Preis ohne Gewähr
Systematik: SL
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