Bei Sturm am Meer
Seit seinem fünften Lebensjahr wächst Ben ohne Vater auf. Mittlerweile lebt er mit seiner Frau Xenia und dem gemeinsamen kleinen Sohn Sascha - in einer Ehe, die längst zu einer brüchigen Routine verkommen ist. Henk, sein holländischer Vater, war vor vierzig Jahren in Ausübung seines Berufs als Journalist von kolumbianischen Rebellen entführt und ermordet worden - das hatte ihm zumindest seine deutsche Mutter Marlene immer erzählt. "Mein Vater Henk war ein Held und ich liebte ihn mit einer hell lodernden Kinderliebe." (S. 10) Nun, wo sie im Sterben liegt, deutet sie ihrem Sohn gegenüber an, dass es sich bei dem angeblichen Heldentod seines Vaters um eine Legende handelt. Im Zuge seiner Recherchen kommt ans Licht, dass sein Vater keineswegs tot ist, dass er vielmehr Marlene vor 40 Jahren für eine andere Frau verlassen hatte, mit der er immer noch zusammenlebt. Dies alles und darüber hinaus die verworrene Liebes-, Ehe- und Familiengeschichte von Ben, von seiner Mutter und von Bens Großmutter vertraut Ben seinem Sohn in einem Brief an, den dieser freilich erst in 40 Jahren ausgehändigt bekommen soll ... - Der mehrfach ausgezeichnete Hamburger Autor beweist in diesem Familien- und Liebesroman, welch grandioser Erzähler er ist. Durch die raffiniert angelegte Struktur, aber auch durch die intensive, sehr glaubwürdige Gestaltung der Charaktere wird der Leser fast unwiderstehlich hineingezogen in eine spannende und konfliktreiche deutsch-holländische Familiensaga.
Bei Sturm am Meer
Philipp Blom
Zsolnay (2016)
220 S.
fest geb.